Der Verkauf der italienischen Bank Monte dei Paschi an Unicredit ist gescheitert. Damit muss die älteste Bank der Welt weiter um ihre Existenz zittern – und mit ihr mehr als 21.000 Mitarbeiter.
Italiens Regierung ist mit dem Verkauf der Krisenbank Monte dei Paschi an die Großbank Unicredit gescheitert. Das teilte das Wirtschafts- und Finanzministerium zusammen mit Unicredit mit.
Für die mehr als 21.000 Mitarbeiter in Italien und einigen anderen Ländern heißt es nun Bangen. Die Börsen reagierten auf die geplatzten Verhandlungen und die unsichere Zukunft am Montag mit klaren Abwärtsbewegungen. Die Unicredit-Aktie verlor bis zum Abend mehr als 2 Prozent. Bei der Banca Monte dei Paschi betrug der Abschlag zwischenzeitlich fast 10 Prozent. Zuletzt lag ihr Kurs noch knapp 3 Prozent im Minus.
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Die Enttäuschung der Anleger mag auch deshalb so groß sein, weil sich die Verhandlungen über Monate zogen – und bis zuletzt Hoffnungen schürten. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge konnten sich beide Seite letztlich nicht über eine weitere Kapitalspritze seitens des italienischen Staats einigen.
Diese sollte sieben Milliarden Euro betragen, um die Kapitalbasis wiederherzustellen und die Kosten eines Stellenabbaus zu decken. Dies wäre etwa dreimal so viel wie vom Finanzministerium zuvor prognostiziert. Auch die Frage, welche Geschäftsteile an Unicredit übertragen werden sollten, konnte nicht geklärt werden. Bloomberg beruft sich dabei auf Insiderinformationen.
Italien ist größter Anteilseigner der Krisenbank
Monte dei Paschi gilt als größter Sanierungsfall des italienischen Bankensektors. Beim jüngsten Banken-Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht EBA im Juli verlor das Institut in einer simulierten dreijährigen Wirtschaftskrise sogar ihr gesamtes hartes Kernkapital. Dieses gilt als Puffer für Krisenzeiten.
Der italienische Staat hatte 2017 die Mehrheit der kriselnden Bank übernommen. Noch im Dezember 2016 hielt er gerade einmal vier Prozent der Aktien. Knapp anderthalb Jahre später waren es bereits 68 Prozent. Auf Geheiß der Europäischen Union muss Italien seinen Anteil bis Jahresende abgeben. Die Zeit für neue Verhandlungen wird also knapp.
Ungewisse Zukunft lässt viele Optionen offen
Der Sitz der Bank liegt im pittoresken Stadtzentrum von Siena im Palazzo Salimbeni. Monte dei Paschi wurde 1472 als Pfandleihgeschäft gegründet und agierte rund 150 Jahre unter dem Namen Monte Pio. Seit 1624 trägt die Bank den heutigen Namen und galt lange Zeit als ehrwürdiges Bankhaus mit langer Tradition.
Damit ist es nun vorbei. Ob es die Bank noch lange gibt – ungewiss. Der italienische Staat wollte eine weitere Finanzspritze unbedingt vermeiden, jetzt jedoch könnte dieser Schritt unumgänglich werden.
Bereits im Sommer hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den akuten Finanzbedarf auf rund drei Milliarden Euro geschätzt. Das Problem: Will der Staat Monte dei Paschi retten, müsste er sich einen solch hohen Zuschuss in Brüssel genehmigen lassen. Anschließend könnte Italien die EU-Kommission um ein halbes Jahr Fristverlängerung für den Verkauf bitten. Zeit also, um neu mit Unicredit zu verhandeln.
Spanische Bank BBVA könnte ins Spiel kommen
Doch auch andere Käufer sind denkbar. Bislang, so der Wunsch der Politik, sollte die Bank italienisch bleiben. Mit dem Scheitern der Verhandlungen aber könnten auch andere Optionen auf den Tisch kommen.
So wurde bereits zuvor darüber spekuliert, dass auch die französischen Banken Crédit Agricole oder BNP Paribas Interesse haben könnten. Auch die spanische Bank BBVA könnte interessiert sein. Sie ist erst vor kurzem mit einer Homebanking-Plattform in den italienischen Markt gestartet.
Italienische Medien berichten zudem über die Möglichkeit, dass Monte dei Paschi mit entsprechender Finanzspritze unabhängig bleiben könnte. Den schlechten Geschäftszahlen steht dabei die gute wirtschaftliche Entwicklung in Italien und die Aussicht auf steigende Zinsen gegenüber. Dadurch könnte die Bank wieder Geld verdienen.
Geplatzter Deal ist Rückschlag für Draghi
Für die italienische Regierung um Premierminister Mario Draghi ist die Banken-Pleite ein Rückschlag. Das Kapitel Monte dei Paschi sollte abgeschlossen werden, bevor der neue Haushalt beschlossen wird.
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Darin will Draghi Steuern senken, das Rentensystem umbauen und Familien besserstellen. Eine Bankensanierung kommt da ungelegen.
Author: John Garrett
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